Weissenau
Das Naturschutzgebiet Weissenau ist eine ehemalige Deltalandschaft der Aare und des Lombaches am oberen Ende des Thunersees bei Interlaken. Beide Flüsse sind heute kanalisiert. Der ehemalige Mündungstrichter der Aare hat teichartigen Charakter und bildet während der Brutzeit das Zentrum des Vogellebens.
Die parkähnliche Landschaft im Reservat ist geprägt durch einen Wechsel von Wald, Gebüschgruppen und offenen Riedflächen. Bestandsbildend und gut erhalten sind Grossseggen- und Kopfbinsenriede. Quer durch das Ried ziehen sich stark verlandete, von Gehölzen gesäumte Entwässerungsgräben. Am ausgedehnten Flachufer wächst ein Schilfgürtel, welcher im Bereich des früheren Aarelaufes eine bedeutende Breite erreicht. Landeinwärts schliessen ein Golfplatz und landwirtschaftliche genutzte Flächen an.
Fauna
Der Thunersee ist arm an Flachufern, der seichte Teil am Ostrand der Weissenau ist deshalb für Wasservögel besonders anziehend. Insgesamt wurden in der Weissenau über 200 Vogelarten festgestellt.
Regelmässige Brutvögel sind Reiherente, Gänsesäger, Zwerg- und Haubentaucher, Wasserralle, Kuckuck, Feldschwirl, Sumpfrohrsänger, Fitis und Rohrammer. Nicht alljährlich brüten Kolbenente, Schwarzhalstaucher, Eisvogel, Kleinspecht, Drosselrohrsänger und Karmingimpel.
Die Weissenau ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet vor allem für Tafel- und Reiherente, welche regelmässig in mehreren hundert Exemplaren festgestellt. Seit einigen Jahren sind die Winterbestände aber stark rückläufig. Die Schellente erreicht Wintermaxima von 90 Individuen. Im Reservat mausern im Spätsommer bis zu 25 Schwarzhalstaucher. Weitere charakteristische Durchzügler und Wintergäste sind u.a. Pracht- und Sterntaucher, Kormoran, Rothalstaucher, verschiedene Reiherarten, Kolben- und Moorente, Eider-, Eis-, Trauer- und Samtente, Weihen, Sumpfhühner und verschiedene Möwenarten.
Erdkröte und Grasfrosch laichen in grosser Zahl im Schutzgebiet. Molche (Berg- und Fadenmolch) und die Gelbbauchunke nutzen vor allem die neugeschaffenen Teiche bei der Ruine und am Uferweg.
Bestandsaufnahmen Brutvögel 2006–2022 (PDF)
Schutz
Erste Schutzbestrebungen erfolgten 1931 mit einem Vertrag zwischen der Ala und der Burgergemeinde Unterseen. Die Weissenau ist ein Flachmoor von nationaler Bedeutung (Nr. 3671) und durch kantonale Beschlüsse geschützt.
Besuch
Vom Bahnhof Interlaken West ist die Weissenau in 30 min zu Fuss entlang der Aare zu erreichen. Der Weiler Neuhaus am Nordende des Gebiets wird von der Buslinie Thun–Interlaken und im Sommerhalbjahr vom Kursschiff angefahren. Parkplätze gibt es im Bereich Neuhaus und am Ende der Weissenaustrasse in Unterseen (ab dem Spital ca. 1 km bis zum Fahrverbot).
Kontakt
Ala-Betreuer:
Links
Auszug aus dem OB Beiheft 7 (1988) über die Weissenau (PDF)
Uferschutzverband Thuner- und Brienzersee (UTB): Naturschutzgebiet Weissenau